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Vom Zeidler zum Imker

Bienen gibt es schon sehr lange auf unserer Erde. Honigbienen fand man in 50 Millionen altem Bernstein. In Spanien gibt es 9.000 bis 10.000 Jahre alte Höhlenmalereien, die den Menschen als Honigjäger darstellen. das Sternzeichen Apis, die Biene, leuchtet an unserem Abendhimmel. Man vermutet erste Kultivierungen der Honigbienen um 7. Jahrtausend vor Christus in Anatolien. Es gibt Hinweise aus dem alten Ägypten im 4. Jahrtausend vor Christus auf Bienenhaltung. Die Griechen schätzten den Fleiß und die Baukunst der Bienen. In der griechischen und römischen Antike wurde die medizinische Bedeutung entdeckt.

In Mitteleuropa stößt man auf die Bienenzucht im Zusammenhang mit dem Salischen Gesetz von 510, das erste Regeln für die Zeidler festschreibt. Dieses Wildbienenfang-Gesetz legt eine Haftpflicht bei Schäden durch Bienen fest. Zeideln bedeutet Honig schneiden. Der Zeidler bekam vom Adel die Genehmigung in den Wäldern den Honig und das Bienenwachs von wilden Bienen zu sammeln. Er beobachtete den Wald und die Bienen, und kletterte auf Bäume um Honig und Wachs bei den Bienen zu ernten.

Der Zeidler war im Mittelalter bei Hofe und der Kirche hoch angesehen. Er stand gesellschaftlich über dem Bauern, lieferte er doch das einzige Süßungsmittel. Rohr- und Rübenzucker waren noch unbekannt.

Im 14. Jahrhundert entstand in Bayern die erste Imkerorganisation in Form einer Zeidlerzunft. Ihr hohes Ansehen gewann die Zunft vorwiegend als einziger Lieferant für Bienenwachs für die Kerzenherstellung. Lediglich mittelalterliche Klosteranlagen hatten die gleichen Möglichkeiten, weshalb viele von ihnen ebenfalls eigene Bienenstöcke hielten.

Aber auch der einfache Zeidler genoss zahlreiche Privilegien, so durfte er in der freien Natur überall Honig und Bienenwachs sammeln und eine Waffe tragen. Viele Abbildungen aus dieser Zeit zeigen daher den Zeidler mit einer Armbrust. Die Zunftangehörigen genossen zwischen 1350 bis 1779 sogar eine eigene Gerichtsbarkeit durch das sogenannte Zeidlergericht.

Hatte der Zeidler einen Bienenstock gesichtet, schlug meist von der Rückseite des Baumes ein Loch in den Stamm. Hierbei bediente er sich eines speziellen Zeidlerbeiles, das sehr leicht und schlank war, um die Erschütterungen im Baum so gering wie möglich zu halten. Nach der Entnahme der Honigwaben wurde das Loch mit einem Stück Holz und Harz verschlossen. Man schnitt Teile der Waben so aus, dass dem Bienenvolk genug zum Leben und zum Neuaufbau der Waben blieb. Zeidler waren nicht zimperlich, wenn jemand aus einem vom Zeidler gezeichneten Baum den Honig entnahm. Er durfte den Dieb an Ort und Stelle am nächsten Baum aufknüpfen. Im Gegenzug musste er aber auch einem Menschen, der sich im Wald verirrt hatte, Nahrung und Wasser geben.

Irgendwann hat ein Zeidler sicher auch einmal ein Stück von einem Baumstamm mit einem Bienenvolk nach Hause genommen und es dort aufgestellt. Nachdem dieser erste Schritt getan war, musste man nicht mehr die Völker im Wald suchen, sondern man stellte diese an geeigneten Stellen auf. So verlagerte sich im Laufe der Zeit die Zeidlerei aus den tiefen Wäldern in die Nähe der Siedlungen. Man hatte erkannt, dass nicht nur der Schwarm, sondern auch das geschickte Teilen des Volkes zur Völkervermehrung führte. Von diesem Zeitpunkt an kann man von Bienenzucht sprechen.

Waren die ersten Bienenwohnungen noch hohle Bäume, so wurden bald Baumstücke mit Äxten und Werkzeugen ausgehöhlt und mit Klappen für die Honigentnahme versehen. Diese ersten gebauten Bienenwohnungen nennt man Klotzbeuten. Man findet sie heute noch in Bienenmuseen. So entwickelte sich neben der Waldbienenzucht auch die Hausbienenzucht. Ab dem 19. Jahrhundert findet sich die Nutzung der Wabe auf einem Holzrahmen sowie der Erfindung der Honigschleuder.